Keine Kapitulation vor Rechtsextremen – Demokratiebildung wichtiger denn je
Die durch nichts zu entschuldigten Ereignisse am Samstag im CFC–Stadion sind wieder bundesweit beachtet worden. Chemnitz – wieder die braune Hauptstadt und nicht die künftige europäische Kulturhauptstadt?
Was am Samstag in Chemnitz passiert ist, darf man nicht als reines CFC–Thema abtun, sondern es ist ein Problem der gesamten Stadtgesellschaft. Zugucken, zur Kenntnis nehmen, Kopfschütteln –
im besten Fall – und abhaken. Aber die Naziszene als Teil der Stadt hinzunehmen, ist das die Zukunft? Der Aufschrei der Demokraten ist kaum hörbar, weil er sich nur in ein paar Pressestatements und der Beschreibung der Vorkommnisse verliert.
Der Beschluss des Stadtrates am 6. März sollte dennoch nicht in Frage gestellt werden – bei aller Aufregung und Empörung. Mit dem Beschluss unterstützt die Stadt nicht rechtsextremistische Ausschreitungen, sondern alle vernünftigen Fans, Anhänger und letztlich den Sport, dem viele Tausende in der Stadt und darüber hinaus anhängen, ohne je in die Nähe von Rechten gedrängt zu werden. Ein Aufkündigen, wie dies einige Sponsoren gegenwärtig tun – allen voran die Sparkasse Chemnitz – können zum sportlichen und wirtschaftlichen Kollaps des CFC und damit des Fußballs in dieser Stadt führen. Die drittgrößte Stadt in den neuen Bundesländern ohne ihren Traditionsclub? Was wird mit dem Nachwuchsleistungszentrum? Gerade hier müssen wir dafür sorgen, dass neben der sportlichen Ausbildung auch Demokratiebildung erfolgt. Wollen wir vor Rechtsextremen kapitulieren? Nein!
Der Führung des CFC allerdings muss klar gemacht werden, dass die Geduld der Stadtgesellschaft nicht mehr lange hält. Allgemeinplätze und Anzeigen gegen “Unbekannt“ lösen die Probleme nur scheinbar.
Den CFC und hier besonders seine aktuelle und ehemalige Führung darf man nicht aus der Verantwortung lassen. Sie hat über Jahre das rechte Thema im Verein und der Fanszene verharmlost, hat getäuscht und getrickst und im aktuellen Fall völlig unprofessionell gehandelt. Die „Trauerfeier“ war den Verantwortlichen bekannt – wie sonst hätte der Stadionsprecher einleiten
können, wie sonst hätte das Bild von Haller gezeigt werden können.
Alle Demokraten in der Stadt, unabhängig von ihrer parteipolitischen Präferenz, müssen jetzt handeln, der Rechtsstaat muss den braunen Sumpf trocken legen – auch da, wie jüngste Meldungen beweisen, dass der Bürger das Vertrauen verliert, wenn Ermittlungsverfahren gegen Rechte eingestellt werden.