Aus dem Stadtrat vom 18.12.: Fraktionserkärung
Viele von uns haben am vergangenen Donnerstag genau hier mitgefiebert. Mit jeder Stadt, die es in die 2. Runde zur Bewerbung als Kulturhauptstadt 2025 geschafft hatte, wurde die Spannung größer. Dann, an 4. Stelle, endlich die Erlösung, die Jubelschreie, das Aufatmen. Herzlichen Glückwunsch und danke an alle, die das möglich gemacht haben. Es ist ein Meilenstein für Chemnitz, eine große Herausforderung und viel, viel Arbeit für die nächsten Monate.
Die nächste Phase wird den vielen Engagierten alles abverlangen, sie nimmt aber auch alle in die Verantwortung, die Bewerbung, die Projekte, die Idee und das Verständnis der Bürgerschaft für Europa noch mehr in die Stadtgesellschaft zu tragen. Es ist nun wichtiger denn je, dass wir darauf achten, dass ausnahmslos alle, unabhängig von ihrer finanziellen Lage, die Möglichkeit haben, dieses Engagement um ein kulturvolles und demokratisches Miteinander selbst zu erfahren und zu begleiten.
Denn gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe dürfen nicht von der Größe des Geldbeutels abhängig sein!
Wir können und sollten diesen ersten Erfolg dazu nutzen, den sozialen Zusammenhalt in unserer Stadt noch weiter zu stärken. Denn die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander. Jeder 4. bzw. 5. gilt als arm oder von Armut bedroht. Daran kann man als Stadtrat nicht viel ändern. Aber wenn eine ausgewogene warme Mahlzeit am Tag oder Schulausflüge für Kinder nicht mehr selbstverständlich sind, ist auch das ein Thema für die Kulturhauptstadt. Denn Kultur hat viele Facetten.
Lassen Sie uns im Zuge der Bewerbungsphase auch Projekte fördern und vorantreiben, von denen alle, aber vor allem einkommensschwache Mitmenschen, etwas haben. Ideen hierfür gibt es viele: durch Hamburg fährt ein Duschbus für Obdachlose, Köln hat ein Arbeitsprojekt geschafften, um Menschen in scheinbar ausweglosen Lebenslagen eine Neuorientierung zu ermöglichen und mit dem Projekt Obdachlose fotografieren Passanten“ werden in Düsseldorf Wohnungen für Obdachlose finanziert. Nur um ein paar Beispiele zu nennen.
Die Weihnachtszeit ist bekannter Weise die Zeit des Jahres, in der sich viele Menschen darauf besinnen, dass es nicht allen so gut geht wie einem selbst. Das Spendenaufkommen ist zu keiner anderen Jahreszeit so hoch. Die soziale Verantwortung darf aber nicht beim Spenden enden. Es muss für alle selbstverständlicher sein, gegen soziale Ungleichheit und für mehr Zusammenhalt zu kämpfen. An 365 Tagen im Jahr. Und dabei auch Teilhabe an Kultur im Auge zu haben und erlebbar zu machen.
Bevor ich jetzt gleich zum Schluss komme, möchte ich noch an die Verwaltung, CWE und auch an uns als Stadträtinnen und Stadträte appellieren. Wir alle sind gefordert, alles Mögliche zu unternehmen, damit nach dem Splash! im Jahr 2007 nächstes Jahr mit dem Kosmonaut nicht wieder ein Jugendfestival aus Chemnitz abwandert. Auch Jugendkultur ist ein wichtiges Element für die Kulturhauptstadt 2025.
Auf unserem Weg zur Kulturhauptstadt 2025 dürfen wir niemanden am Wegesrand zurücklassen!