Aus dem Stadtrat vom 15.7.: Baustellenatlas
Stellen Sie sich mal vor: Sie nehmen sich am Wochenende kurz mal Zeit, besuchen die Website der Stadt Chemnitz, klicken auf den Button „Baustellenatlas“ und lassen sich den Stadtplan von Chemnitz anzeigen, auf dem alle aktuellen Baustellen, die die Strecken auch tatsächlich beeinträchtigen, und die dazugehörigen Umleitungen vermerkt sind. Sie suchen sich eine Strecke zu Ihrem Ziel, vielleicht auf der offiziellen Umleitungsstrecke, oder auch über andere Straßen, um gegebenenfalls einen drohenden Stau zu umgehen. Sie kommen dann am Tag X ganz entspannt – wie man es nach einer Autofahrt so ist – an Ihrem Ziel an.
Klingt gut, ist aber nicht so.
Denn das gibt es in Chemnitz so leider nicht. Die Onlinepräsenz ist mehr als gewöhnungsbedürftig, schwer und unübersichtlich zu handhaben, von einer Nutzung auf einem mobilen Endgerät ganz zu schweigen. Umleitungsstrecken fehlen oft oder führen an weiteren Baustellen vorbei. Gefühlt an jeder größeren Ein- und Ausfallstraße wird parallel gebaut, man fährt von einer Baustelle zur anderen, sucht im Schilderwald vergeblich nach seiner Umleitung und erwischt doch die falsche.
Oder man steht vor einem Schild „Straße von 7 bis 17 Uhr gesperrt“. So ist es mir neulich in Ebersdorf gegangen: Vollsperrung der Max-Saupe-Straße und weder an der Infotafel noch auf der städtischen Website irgendein Hinweis, wie ich diese umfahren kann. Ich bin dann einen großen Bogen über die Glösaer Straße gefahren, nur um hinterher zu erfahren, dass mich ein 5‑minütiger Umweg über den Stiftsweg auch an mein Ziel gebracht hätte. Warum ist solch eine Information nicht für alle einfach zugänglich?
Sehr geehrter Herr Stötzer, mit Ihrer Aussage in der Stellungnahme zu den 4000 möglichen Eintragungen in den Baustellenatlas wollen Sie uns sicherlich ein bisschen Angst machen. Es geht uns aber um die Maßnahmen, die aktuell die Befahrbarkeit der Straßen massiv einschränken, wo es Sperrungen, Umleitungen oder eine erhebliche Staugefahr gibt. Wenn drei Barken – umgangssprachlich gesprochen – die Fahrbahn ohne Probleme ein bisschen einschränken, muss das tatsächlich nicht in den Baustellenatlas.
Aber verstehen Sie denn, dass dies die Bürgerinnen und Bürger tatsächlich nervt? Und obwohl diese Baumaßnahmen notwendig sind, gibt es dafür nur sehr wenig Verständnis.
Wir sagen nicht, dass das Baustellenmanagement der Stadtverwaltung so schlecht ist, aber es ist ganz sicher verbesserungsfähig.
Wenn die Stadtverwaltung in Beantwortung meiner Ratsanfrage ausführt, dass sich „das Straßennetz der Auslastungsgrenze nähert“, dann planen Sie doch bitte nicht an der Grenze der Belastbarkeit, sondern rechnen Sie damit, dass es immer mal wieder kurzfristige Maßnahmen, Unfälle oder Wasserrohrbrüche gibt, die das Fass dann zum Überlaufen bringen.
Und es wäre auch wünschenswert, wenn wir den Sanierungsrückstau im Straßenbau endlich aufarbeiten könnten, und das nicht nur, indem Löcher notdürftig geflickt werden.
Aber um das personell zu stemmen und die notwendige Infrastruktur zur Verfügung zu haben – von den Finanzen will ich hier nicht reden – brauchen wir grundsätzliche Überlegungen zur besseren Planung und Koordinierung.
Wir sollten von den Erfahrungen anderer Kommunen profitieren: Zum Beispiel spricht die Stadt Karlsruhe von Baustellenmanagement und integriert hier eine langfristige Baustellenkoordinierung und das Beschwerdemanagement. Alles Dinge, über die wir gemeinsam diskutieren müssen.
Mit unserem Beschlussantrag können wir einen großen Schritt in die Zukunft gehen, können zeigen, dass wir die berechtigen Beschwerden unserer Bürgerinnen und Bürger ernst nehmen und auch die Arbeit in der Stadtverwaltung selbst verbessern und erleichtern.
Und zum Schluss noch eine kurze Bemerkung zur Sperrung in Ebersdorf. Die ist seit fast zwei Wochen aufgehoben, man kann wieder durchfahren. Allerdings stehen die Sackgassenschilder immer noch.
Wir bitten Sie um Zustimmung zum Antrag.