Aus dem Stadtrat vom 24.11.: Zukunftszentrum für Europäische Transformation und Deutsche Einheit
Die grundlegende Idee des Zentrums als Projekt zur Demokratiestabilisierung unterstützen wir und gerade solche sollten in Sachsen dringend gefördert werden. Es gibt viel gutes an der Idee des Zentrums. Jedoch kommt es auf die Art und Weise der Umsetzung an.
Zum Beispiel Kooperationen mit anderen Städten unterstützen wir. Es haben sich neben weiteren Städten auch Plauen und Leipzig beworben. Wie wäre es, wenn im ländlichen Raum wie im Vogtland so ein Zentrum entsteht? Denn gerade dort brechen seit Jahren die kulturellen Angebote weg. Das Zentrum in Plauen halten wir für eine unterstützenswerte Alternative.
Die anstehenden (dafür vorgesehenen) kommunalen Ausgaben für die Bewerbung sollten lieber in die vorhandenen Strukturen in Chemnitz fließen, um diese insbesondere während der Pandemie zu stärken, um dem drohenden Wegfall der Kulturlandschaft in Chemnitz entgegenzuwirken. Das smac, das Kulturhaus Arthur, das AJZ, das Hand in Hand Bündnis, die freie Szene. Der kulturelle Markt in Chemnitz ist vielfältig und man kann die Akteur:innen und die bestehenden Strukturen nutzen, um das Wendethema divers zu bearbeiten.
Auch thematisch sehen wir bei einem solchen Zentrum mehr Potential. Zum einem stellen wir uns dagegen, ein sogenanntes „neues Nationalbewusstsein“ zu schaffen. Zum anderen sollte eine empirische Aufarbeitung mit Betroffenen, kritischen Trägern und zivilgesellschaftlichen Akteur:innen erfolgen. Im Fokus sollten dabei migrantische Perspektiven stehen. Das Erstarken des Rechtsradikalismus in Sachsen, der NSU Komplex, Rassismus, Antisemitismus. Das Thema der 90er ist weit mehr als DDR und deutsche Einheit.
Wir werden uns bei dem Beschlussantrag enthalten. Da der Antrag ja von den Euch übrigen demokratischen Fraktionen kommt, wird er sicher angenommen werden. Deswegen nur unsere Erinnerung. In Zeiten, in denen gerade im Osten zivilgesellschaftliches Engagement oft mittels einer kruden Rechts-Links-Gleichsetzung diskreditiert und finanziell eher entwertet als gefördert wird, könnte das Zentrum ein wichtiges Zeichen setzen. Es sollte vor allem kritische Perspektiven von Betroffenen rechter Gewalt in den 90ern bis heute einfließen lassen.
Um diesen einen Raum zu geben zum Schluss noch ein Auszug aus „Erinnern stören. Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer Perspektive“ von Lydia Lierke und Massimo Perinelli, Seite 1: „In der Fernsehsendung die Wiedervereinigung, Anfangs hab’ ich mich gefreut, doch schnell hab’ ich’s bereut,Denn noch nie seit ich denken kann, war’s so schlimm wie heut!“