Bericht Öffentliche Fraktionssitzung: Chemnitz, eine Kulturhauptstadt für alle!?
Über 100 Menschen sind am 23.1. unserer Einladung zu unserer öffentlichen Fraktionssitzung in das Weltecho gefolgt. Gemeinsam mit dem Leiter des Kulturbetriebes, Herrn Csák, sowie den beiden Geschäftsführer:innen der Kulturhauptstadt GmbH, Frau Janke-Pier und Herr Schmidtke, sind wir der Frage nachgegangen, ob der aktuelle Prozess der Kulturhauptstadt wirklich alle Bürger:innen und Kulturschaffenden mitnimmt und wie nachhaltig die geplanten Projekte sind.
Vor allem in den letzten Wochen gab es viele Stimmen, die die schlechte Kommunikation und die ungenügende Einbeziehung der Kulturprojekte in den Kulturhauptstadtprozess bemängelten. Herr Czák und Herr Schmidtke gaben gleich zu Beginn zu, dass es hier definitiv noch Defizite gibt. Da aber erst in den letzten Wochen der Mitarbeiterstab in der Kulturhauptstadt GmbH vervollständigt wurde, können erst seit Jahresbeginn alle anstehenden Aufgaben und Probleme geklärt werden. Dazu gehört u.a. die Neuauflage der Homepage, wo zukünftig in einer einfacheren Sprache über die aktuellen Entwicklungen informiert werden soll. Zudem wird demnächst ein Brief an alle Vereine und Institutionen rausgehen, der zu einem Gespräch einlädt, wie man sich noch einbringen könnte.
Herr Schmidtke betonte aber, dass die Stadt Chemnitz schon relativ weit fortgeschritten ist in ihrem Entwicklungsprozess hin zur Kulturhauptstadt im Gegensatz zu anderen Kulturhauptstädten, die erst jetzt mit der Analyse und Strukturierung beginnen. Obendrein hat Chemnitz mit 5 großen Hauptprojekten, so genannten Flagships, auch mehr vorzuweisen als Kulturhauptstädte der vergangenen Jahre, was natürlich auch mehr Arbeit mit sich bringt.
Ziel ist es vor allem Stabilität und Nachhaltigkeit in die Kulturhauptstadt reinzubringen, d.h. vor allem die schon vorhandene Kulturszene und Einrichtungen werden genutzt. Damit eben auch nach 2025 die Stadt von dem Prozess kulturell und wirtschaftlich profitiert.
Dennoch gibt es immer noch Baustellen, wie die anschließende knapp anderthalbstündige Diskussionsrunde mit dem Publikum gezeigt hat. So ist aktuell immer noch unklar, wie verschiedene Personengruppen, wie bspw. Pflegeheimbewohner:innen, Menschen mit Beeinträchtigungen oder auch Kinder und Jugendliche, in den Prozess eingebunden werden können. Hier hat die Geschäftsführung der Kulturhauptstadt GmbH klar signalisiert, dass sie in den nächsten Wochen das Gespräch mit den Menschen suchen will und auch für diese Projekte und Angebote entwickeln möchte. Aber auch das Thema Wiederholung der rassistischen und fremdenfeindlichen Ausschreitungen von 2018 treibt viele um. Wie kann man verhindern, dass sich dies 2025 wiederholt? Herr Czák teilte mit, dass man hier schon mit den Sicherheitsbehörden in Kontakt ist. Dies muss aber auch Aufgabe der Gesamtgesellschaft sein, sich dem entgegenzustellen und die europäischen Werte wie Internationalität und Solidarität – für die eine Kulturhauptstadt ja auch stehen muss – zu verteidigen.
Als Fazit kann man ziehen, dass der Kulturhauptstadtprozess langsam angefangen hat sich zu entwickeln, nun aber Fahrt aufnehmen und dabei mehr kommuniziert werden muss – mit den Bürger:innen, mit den Kulturschaffenden, mit den Gemeinden rings um Chemnitz sowie mit der Politik. Damit die Jahrhundertchance „Kulturhauptstadt 2025“ für Chemnitz dann auch ein voller Erfolg wird.