Chemnitz pflegt. Aber wie lange noch?
Die Situation in der Pflege ist seit vielen Jahren dramatisch, die Personaldecke dünn, die Eigenleistungen steigen stetig an, pflegende Angehörige brauchen dringend Unterstützung und Entlastung. Die Entscheidungen des Bundes sind unzureichend und von der Lebensrealität meilenweit entfernt, sie helfen nicht gegen Altersarmut und die klammen Kassen der Kommunen.
In der öffentlichen Fraktionssitzung unter dem Motto: „Chemnitz pflegt. Aber wie lange noch?“ diskutierte die Fraktion unter der Leitung der Fraktionsvorsitzenden Susanne Schaper gemeinsam mit der Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt Chemnitz, der für Senioren- und Behindertenhilfe sowie Pflegekoordination zuständigen Mitarbeiterin des Sozialamtes sowie der Leiterin des Hauses der Begegnung, die die häusliche Pflege unterstützen wollen.
Gemeinsam war allen Podiumsteilnehmerinnen sowie dem Publikum, dass Pflegebedürftige ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben verdienen sowie eine fachgerechte und bezahlbare Betreuung, egal ob die Pflege zu Hause, in der Kurzzeitpflege oder im Pflegeheim erfolgt.
Von eingeschränkten Steuerungsmöglichkeiten für die Kommune, die den Bau neuer Pflegeheime – auch wenn aktuell und perspektivisch in Chemnitz kein Bedarf besteht – nicht verhindern kann mit allen Folgen vor allem für die Personalsituation war die Rede. Auch die immer mehr ansteigende Zahl von Pflegeheimbewohner:innen, die auf Sozialhilfe oder Wohngeld angewiesen sind lässt die Alarmglocken schrillen.
Dass das Personal tarifgerecht entlohnt werden muss und nicht immer weiter belastet werden darf, war Konsens, auch wenn damit die Kostensteigerungen für die Pflegebedürftigen kaum mehr zu tragen sind. Hier braucht es die Politik, die den Deckel auf die Eigenanteile legt und andere Lösungen dafür findet, ohne die Betroffenen und ihre Familien oder die Kommune, die über die Sozialhilfe einspringen müsste, weiter zu belasten.
Viele der Wortmeldungen sprachen ihren Dank an das Pflegepersonal aus und stellten fest, dass die Anforderungen immer mehr wachsen. Vor allem schwerere Krankheitsbilder und der Einzug ins Heim im immer höheren Alter sind Herausforderungen, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bewältigen haben. Dass das Besetzen offener Stellen, die steigende Wechselbereitschaft, aber auch der Weggang aus dem Beruf generell auch die Arbeitgeber:innen herausfordert, wurde offen diskutiert und nach Lösungen gesucht.
Insbesondere die Unterstützung pflegender Angehöriger, aber auch von Senior:innen, die keine Angehörigen mehr haben, steht im Mittelpunkt der Arbeit des Haus der Begegnung. Sie bedürfen größerer Aufmerksamkeit und Unterstützung und sind eine große Säule in der Pflege.
Mit verschiedenen Fragen aus dem Publikum endete der Abend, der leider wenig neue Erkenntnisse, aber sich ein besseres Verständnis für einander brachte.