Aus dem Stadtrat vom 15. Mai 2024: Fortentwicklung der Roll- und Funsporthalle
Ich weiß nicht, ob sie es auch schon bemerkt haben – in nahezu jedem Film, in dem Jugendliche eine Rolle spielen, sind diese auch mit Skateboards aktiv.
Ausdruck dafür, dass Skaten keine Nische mehr im Alltagsleben von vielen Jugendlichen ist.
Skaten ist auch in Chemnitz nicht nur ein Freizeitvergnügen, sondern auch eine faszinierende Sportart, die in unserer Stadt eine lebendige Gemeinschaft hervorgebracht hat.
Ich hatte als Kind einen Holzroller, mein Sohn einen Luftroller, meine Enkeltöchter nun schon länger eben Skateboards. Und weil das so ist, sollte die Stadt dafür auch Raum oder Räume schaffen, genauso wie sie es für zum Beispiel die Fußballer oder Basketballer getan hat oder auch tut. Ich erinnere nur an den geplanten Basketballplatz am Konkordiapark.
Viele Jahre haben wir im Stadtrat oder den jeweiligen Ausschüssen über neue Möglichkeiten für die Skaterszene debattiert. Zuletzt war ein PPP – Projekt an der Leipziger Straße mit einem Investitionsvolumen von 10 bis 12 Millionen geplant – nur ein Investor hat sich nicht gefunden.
Anlass für die Sportler gemeinsam mit dem Sportamt nach Lösungen in alten Industriebrachen zu suchen. Möglichkeiten da waren entweder zu klein, zu niedrig oder hätten mehrere Millionen zur Ertüchtigung gekostet. Oder, die Mietforderungen waren außer Rand und Band. Ich sage das deshalb, um einer fruchtlosen Diskussion, warum nun ausgerechnet die Schönherrfabrik, gleich von vornherein den Zahn zu ziehen.
Die Chemnitzer Skater nutzen den Konkordiapark und die sogenannte Druckbude im Gelände der Schönherrfabrik, die ich noch als junger Mann als Messehalle des VEB Webstuhlbau kenne. Eigentümer war zuletzt viele Jahre die GGG. Wie alle alten Industriegebäude war/ist die Druckbude in die Jahre gekommen und – wenn man nicht nachhaltig investiert – eher baufällig geworden. Für die GGG stand dies nachvollziehbarerweise nie zur Debatte.
Nun hat vor gut einem Jahr die Schönherrfabrik respektive die Eigentümergemeinschaft dieser die Druckbude gekauft und will sie gemeinsam mit dem danebenliegenden Bürokomplex entwickeln – aber eben nicht als Sportanlage. Im Gelände der Schönherrfabrik besteht die heute nun in Rede stehende Lagerhalle, die für die Skater eine neue und vor allem zukunftsfähige Alternative bieten kann mit Erweiterungsmöglichkeiten.
Diese Variante war schon bei der Haushaltsplanung für den aktuellen Doppelhaushalt bekannt und – es wurden rd. 400.000 € eingeplant. Da die Gefahr bestanden hat, dass bis Ende 2024 gar nichts passiert, hat meine Fraktion Ende 2023 die Initiative ergriffen und alle möglichen Beteiligten an einen Tisch geholt. Ich gebe zu, dass ich nach der ersten von mir geleiteten Beratung am 13. November 2023 eher skeptisch war, ob uns das Projekt noch in dieser Legislatur gelingen könnte – denn viele Interessen, Wünsche, Zweifel und Widerstände lagen nach dieser Beratung auf dem Tisch.
Aber, wer nichts wagt – den Rest des Spruches verkneife ich mir.
Drei weitere Beratungen mit Vertretern der demokratischen Fraktionen, dem Sportamt, dem Jugendamt, der GMH, Stadtsportbund, Rollfieber e.V. dem Betreiber der Druckbude AJZ und der Schönherrfabrik waren notwendig, um den heute zu Beschlussfassung vorliegen Antrag gemeinsam auf den Weg zu bringen.
Wesentlich ist, dass die Schönherrfabrik als Eigentümer der Halle in diese investiert und uns damit langwierige Verhandlungen über eine Investition der Stadt in ein fremdes Gebäude erspart hat. Für die Stadt kommen nun die Kosten für die Ausstattung der Halle mit den berühmten Rampen und weiteren Einrichtungen zu und die Planungskosten. Die Planung für die Leistungsphasen 1 und 2 sind bereits abgeschlossen und Grundlage für die Entscheidung für die sogenannte Variante 3 – damit der kostengünstigsten – und für die Leistungsphase 3 stehen insgesamt rd. 100.000 € zur Verfügung, die im Haushalt als Mietaufwand 2024 für eine neue Halle geplant waren.
Dazu kommen für die Ausstattung die 300.000 € lt. Plan 2024 und 400.000 € aus der Maßnahme Poststadion. Diese war zu 100 % mit Eigenmitteln geplant; am 22. Mai wird der sächsische Innenminister eine Förderzusage des Freistaates überreichen, sodass mindestens 400.000 € für die Skaterhalle aus dem Etat des Sportamtes frei werden.Wir erwarten, dass auch die Skater einen kleinen Beitrag an Eigenleistungen beisteuern und haben dafür 10.000 € angesetzt.
Also, die Finanzierung ist abgesichert.
In den nächsten Monaten wird es nun Aufgabe der Verwaltung und des Stadtrates sein, die Zuordnung zum Sportamt zu klären, ohne dass die Jugendarbeit völlig unter die Räder kommt und das über den Stadtsportbund mit dem derzeitigen Betreiber der Druckbude – auch über die Aktivierung zum Beispiel von Rollfieber e. V. eine sinnvolle Betreibung der neuen Halle gewährleistet wird. Anspruch ist, dies alles bis zur Inbetriebnahme der Halle im II. Quartal 2025 zu klären. Anspruch ist auch, die neue Skaterhalle für die Nutzung auch weitere Sportvereine und anderer Interessenten zu öffnen.
Letztens. Die Verwaltung ist natürlich gefordert in 2025 die Unterstützung dieser Sportart und damit dieser Halle genauso auf dem Schirm zu haben, wie wir es für andere Sportarten und Angebote für eine aktive Jugend in unsere Stadt auch tun.
Fußball, Basketball oder Boxen oder neuerdings auch Hockey sind wichtige Sportarten in unserer Stadt – Skaten eben nun auch.
Am Ende möchte ich mich bei den Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen für die gemeinsame Arbeit bei diesem Beschlussantrag bedanken – ich weiß, für einige war das ein nicht allzu leichter Weg.
Dank gilt auch den beteiligten Ämtern – Sportamt, Jugendamt, GMH und der Kämmerei – deren Mitarbeiter waren überhaupt nicht schlafmützig, sondern hellwach bei der Lösung vieler Probleme bis hin zur Planung der Leistungsphasen 1 bis nun 3. Dafür unseren großen Respekt. So stelle ich mir Verwaltungshandeln der Zukunft vor.
Dank auch an alle weiteren Beteiligten bis hin zur Schönherrfabrik. Mit der neuen Halle kann Chemnitz ein Zeichen setzen für ein junge, aber sehr dynamische Sportart, die in Teilen bereits olympischen Charakter hat.
Ich bitte um ihre Zustimmung.