Aus dem Stadtrat vom 29. Januar: Abbau von Überkapazitäten an Betreuungsplätzen für Kinder im Krippen- und Kindergartenalter

Die Notwendigkeit von Ausweichkitas, die im Falle einer Havarie oder einer Sanierung gebraucht werden, ist unbestritten. Dafür gibt momentan zwei sanierungsbedürftige Ausweichkitas: eine in Hutholz und eine in Markersdorf. Unsere Idee, die mit dem von uns eingebrachten ÄA umgesetzt werden soll, ist: eine dieser Ausweichkitas zu schließen und sie in das schöne, große Gebäude der Kita „Lupinio“ (Neue Straße 2) zu integrieren. Diese Kita hat eine Platzkapazität von 180 Plätzen, wovon momentan 126 Plätze belegt sind. Es werden im Sommer nochmal ca. 20 Plätze weniger, weil die Schulanfänger die Kita verlassen. Im darauffolgendem Jahr verlassen ca. 30 Kinder die Kita aus dem gleichen Grund. Andererseits hoffen die Eltern von 8 Geschwisterkindern darauf, dass die Kita nicht gänzlich geschlossen wird. Wenn man also die Platzkapazität schrittweise auf 80 reduziert und den leider schon praktizierten Aufnahmestopp aufhebt und dafür die verbliebene Fläche als Ausweichkita nutzt, lassen sich 100 Plätze abbauen und eine Ausweichkita mit einer besseren Erreichbarkeit mit einer Kapazität von 100 Plätzen einrichten.

Das würde zwar einerseits bedeuten, dass doch nicht ganz so viele Plätze abgebaut werden wie von der Verwaltung erhofft, andererseits aber, dass wir Eltern, die sehr um den Erhalt der Kita aufgrund des wunderbar großen Außengeländes kämpfen, das Zeichen geben: Familien und ihre Anliegen sind uns wichtig. Zumal in den Vorberatungen immer wieder auch der Sanierungsbedarf bezweifelt wurde und bedauert wurde, dass nun diese schöne, große Kita mit dem schon erwähnten Außengelände mit Baumbestand in einer ruhigen Lage und dennoch Anbindung an den ÖPNV, einen gerade eingeweihten Entspannungsraum und einer Selbstkochküche auf der Abbau-Agenda steht.

Wir haben seit Bekanntwerden der Abbau-Pläne immer schon argumentiert, dass mit der Reduzierung der Plätze die Chance besteht, Kindern und Personal Platz in den Kitas zu ermöglichen. Noch vor wenigen Jahren wurden in den Chemnitzer Kitas Räume  (bspw. Ateliers oder Bewegungsräume) zweckentfremdet, um den damals vorhandenen Bedarf an Kitaplätzen zu geährleisten und Klagen der Eltern wegen Nichtrealisierung des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz zu vermeiden. Nun können die Räume wieder ihrer eigentlichen Bestimmung übergeben werden. Bei der Berechnung der Platzkapazitäten handelt es sich nicht um eine Normgröße, sondern um eine Mindestquadratmeterangabe pro Kind. Es ist durchaus möglich, nach oben davon abzuweichen.

Gerade in den letzten Tagen erreichten uns noch einige dringliche Bitten der Eltern, die Entscheidung nicht mitzutragen. Im Originalton einer Mutter, mit der ich telefoniert habe: „Es rumort gewaltig“. Da diese ausführlichen Mails Ihnen vermutlich auch zugegangen sind, deswegen verzichte ich an dieser Stelle auf die Zitierung der Gründe und erinnere gern an die Wahlprogramme der verschiedenen Parteien, was die Familien- und Kinderfreundlichkeit betrifft. Nur eines möchte ich anmerken: die Eltern fühlen sich bei dem Prozess leider nicht mitgenommen. Der argumentierte Umzug im Gruppenverband scheint aufgrund der nicht vorhandenen Platzkapazitäten kommunaler Kitas in Standortnähe nicht realisierbar. Die Eltern haben bislang eine Liste der Kitas in Standortnähe erhalten und ansonsten herrscht große Unsicherheit. Nebenbei bemerkt unterscheiden sich die Kitas durchaus erheblich vom pädagogischen Konzept der Kita „Lupinio“.

Um es auch noch mal anders zu verdeutlichen, weshalb wir den Änderungsantrag haben, möchte ich Ihnen ein Fallbeispiel verdeutlichen: eine Familie hat zwei Kinder in der Kita „Lupinio“, eines im Ü3- und eines im U3-Bereich. Die Plätze werden aufgrund von Berufstätigkeit beider Eltern für 9 h benötigt. Diese Familie zahlt insgesamt für 4 Wochen 623 € für die Betreuung und Verpflegung ihrer Kinder, und das ist schon mit Geschwisterrabatt. Und diese Summe wird perspektivisch durch die Dynamisierung der Elternbeiträge ja steigen. Da die Kita Lupinio ein geschlossenes pädagogisches Konzept in altershomogenen Gruppen mit Bezugserzieherinnen verfolgt, müssten diese beiden Kinder vermutlich in zwei verschiedene Kitas ausweichen, wenn der Umzug  tatsächlich im Gruppenverbund erfolgen soll, wie es im ÄdV auf S. 5 der Anlage 2 formuliert ist. Davon unabhängig fragen sich diese Eltern wirklich sehr, was das mit Kinder- und Familienfreundlichkeit zu tun hat. Wir fragen uns das auch und appellieren an Sie, unserem ÄA  und damit einem Kompromiss zuzustimmen, der einen Abbau von Plätzen (und damit auch Personal) ermöglicht und dennoch die Kita erhält und zudem ein schönes Ausweichobjekt ermöglicht, welches nicht in Hutholz oder Markersdorf liegt.

Die Idee, eine Ausweich-Kita in das Gelände und Gebäude zu integrieren, kommt übrigens auch von Eltern und dem pädagogischen Personal, denen ein Auslagerungsobjekt als Nachbar wesentlich lieber ist als eine komplette Schließung, zumal sich das Einsparpotenzial nicht genau beziffern lässt, wie die Antwort auf die Ratsanfrage 220/2024 beweist.

Um noch zu erläutern, wie die Zahl 80 zustande kommt: die magische Untergrenze zur Betreibung einer Kita wird mit 50 Plätzen kommuniziert. Der Weggang der Schulanfänger, etwas kompensiert durch die Geschwisterkinder lässt erwarten, dass die Zahl 80 eine realistische Zahl ist, um die Kita dauerhaft zu betreiben und außerdem genug Platz für eine Ausweichkita zu bieten.

 

Nachsatz: Nach einer Auszeit wurde sich mit CDU, SPD und Grünen darauf verständigt, einen Nachsatz zum ursprünglichen Änderungsantrag zu ergänzen: unter der Voraussetzung, dass die Trennung der Räume und Medien gewährleistet ist.